Wasserressourcen der Schweiz

Die Schweiz gilt als Wasserschloss Europas: 5% der Süsswasservorräte des Kontinents lagern in der Schweiz.
Je höher die Lage über dem Meer, desto mehr Niederschläge gibt es. Das ist der Grund, wieso das Bergland Schweiz sehr gut mit Wasser ausgestattet ist. Die grossräumige atmosphärische Zirkulation spielt eine grosse Rolle dabei, wie viel Feuchtigkeit vom Meer her in die Luft aufgenommen wird und abregnen kann; so haben auch wir in der Schweiz Phasen anhaltender Trockenheit oder anhaltenden Niederschlags. Ein Drittel des Niederschlags fällt als Schnee und wird dort zwischengespeichert, ein Drittel fliesst direkt ab und ein Drittel verdunstet. Die Gletscher und der Schnee bestimmen also zu einem grossen Teil die jahreszeitliche Verteilung der Abflüsse.

Durch den Klimawandel wird es auch im Wasserschloss Schweiz vermehrt zu Herausforderungen kommen (siehe auch "Wasserzukunft der Schweiz").

Das Wassermanagement und die Wasserpolitik in der Schweiz haben grossen Einfluss auf andere Länder in Europa, weil hier die grössten Ströme Europas entspringen: Rhein, Donau, Po und Rhone.

Wassernutzung und -verbrauch

Das Wasser wird in der Schweiz für vielfältige Zwecke benötigt. Unterschieden werden zwei Arten der Wasserentnahme: Die Wassernutzung und der Wasserverbrauch. Bei der Wassernutzung wird das Wasser nach Gebrauch wieder sauber an die Umwelt abgegeben. In der Schweiz sind Wasserkraftwerke die grössten Wassernutzer.

Als Wasserverbrauch hingegen zählen die Wasserentnahmen, die verbraucht oder verschmutzt werden. Insgesamt wird jährlich in der Schweiz Wasser im Umfang eins Drittels des Thunersees verbraucht (2,2 km³). Auf der folgenden Abbildung sieht man die Verteilung des Wasserverbrauchs in der Schweiz:

In der Schweiz haben 100 Prozent der Haushalte Zugang zu Trinkwasser. Und wir brauchen sehr viel Wasser: Im Haushalt verbrauchen die Schweizerinnen und Schweizer pro Tag und Person etwa 170 Liter.

Das Schweizer Trinkwasser besteht zu 40 Prozent aus Quellwasser, zu 40 Prozent aus Grundwasser und zu 20 Prozent aus Oberflächengewässer, meistens aus Seen. Über die Erneuerung von Grundwasser ist wenig bekannt. Man geht davon aus, dass nur 10 Prozent des gesamten Grundwassers benutzt werden darf, wenn man die Ressource nachhaltig behandeln will. Das entspricht einem Drittel des Jahresniederschlags.

Der Trinkwasserverbrauch pro Person ist in der Schweiz rückläufig, was auf eine höhere Sensibilität der Bevölkerung hinweist, aber auch auf effizientere Spül- und Waschmaschinen. Ein grosser Teil der Einsparungen geht aber auf Verlagerungen in das Ausland zurück: Man spricht von virtuellem Wasser.

Virtuelles Wasser

Der Verbrauch von virtuellem Wasser ist als eine grosse Herausforderung ernst zu nehmen. Damit wird eben das Wasser bezeichnet, das zur Herstellung von Produkten benötigt wird, die in der Schweiz konsumiert werden. Der Ausdruck virtuelles Wasser umschreibt die Tatsache, dass die physisch in dem Produkt enthaltene Menge an Wasser verschwindend gering ist im Vergleich zu der Menge, die für seine Produktion verbraucht wurde.

Im Mass des Wasser-Fussabdrucks wird der Wasserverbrauch unter Berücksichtigung dieser versteckten Dimension erfasst. Ein Beispiel: Der Wasser-Fussabdruck einer Tasse schwarzen Kaffees entspricht 140 Liter. Dies beinhaltet das Wasser für die Pflanzen, die Ernte, die Raffinerie, den Transport und die Verpackung ­– bis hin zum Aufbrühen der Tasse.

 

 

„82 Prozent des Wasser-Fussabdrucks der Schweiz entstehen ausserhalb unseres Landes und dies oft in Regionen, in denen die Wasserressourcen knapper sind als bei uns.“

Martin Dahinden, Der Wasser-Fussabdruck der Schweiz

In der Schweiz werden nur 18 Prozent des Wasser-Fussabdrucks innerhalb der Schweiz erzeugt, 82 Prozent entfallen auf das Ausland. Wenn man beim Wasserverbrauch der Schweizerinnen und Schweizer das virtuelle Wasser miteinberechnet, dann steigt der Verbrauch pro Person und Tag auf 4000 Liter. Wenn alle in der Schweiz konsumierten Produkte auch hier hergestellt würden, dann würden wir damit so viel Wasser verbrauchen, wie ein Viertel bis ein Fünftel des gesamten Niederschlags, der innerhalb eines Jahres in der Schweiz fällt.

Die zunehmende Wasserknappheit in Gebieten, in denen die Konsumgüter für die Schweizerinnen und Schweizer produziert werden, verlangt verantwortungsvolleres Denken und Handeln. Massnahmen müssen auf Grund der komplexen Verstrickungen auf verschiedenen Ebenen getroffen werden. Auf Regierungsebene, einschliesslich der internationalen Zusammenarbeit der Schweiz, kann viel getan werden. Beispiele sind die Förderung effizienter Wassernutzung, das gezielte Fördern von Wasserprogrammen im Ausland und das Fördern des strategischen Dialogs zwischen Regierungen, Privatwirtschaft, Forschung und Zivilgesellschaft. Auch Unternehmen können viel zu einer Verbesserung beitragen, indem sie einen fairen Anteil der Verantwortung für Wasser übernehmen. Aber auch jeder einzelne von uns kann als Konsument oder Konsumentin versuchen, den eigenen Wasser-Fussabdruck zu verkleinern.

Einen Wasser-Fussabdruck-Rechner und Tipps für dessen Verkleinerung finden sich auf der Website weltfriedensdienst.de.